HOCHSCHULEN
Mit vereinten Kräften: Hochschulen und Mittelstand helfen dem Gründungsgeist auf die Sprünge

Die Liste der Aktivitäten, die die Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit den Hochschulen anpacken, ist lang. So berichten Mittelständler zum Beispiel im Rahmen von Entrepreneurship-Vorlesungen über ihren Werdegang, stellen sich als Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung, bieten Unterstützung bei der Entwicklung und Testung von Prototypen oder leisten finanzielle Anschubhilfe.

Beispiel: Universität Paderborn

Um nichts dem Zufall zu überlassen, bietet eine Reihe von Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften sogar spezielle Programme an, die die Einbindung mittelständischer Unternehmen vorsehen. Das Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP) hat zum Beispiel die Veranstaltungsreihe „Disrupt Workshops“ und das Programm „Entrepreneur in Residence“ parallel zur Förderinitiative „Exzellenz Start-up Center.NRW“ ins Leben gerufen.

Disrupt Workshops

Die zweitägigen Disrupt Workshops helfen sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem jeweiligen mittelständischen Unternehmen als auch Studierenden dabei, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die grobe Themenstellung gibt das Unternehmen vor, wenngleich das Suchfeld meist sehr breit gefasst ist. Von Seiten der Studierenden sind alle Fachrichtungen vertreten: Maschinenbau, Elektrotechnik, Geisteswissenschaften, Chemie, Physik, Wirtschaftswissenschaften oder auch Informatik. Im Mittelpunkt des Workshops stehen die Recherche neuer Marktchancen sowie die Entwicklung einer Antwort auf die vorgegebene unternehmerische Herausforderung bis hin zum Geschäftsmodell. Bewährt hat sich dabei die Lean-Start-up-Methode. Das heißt: Wie groß die Kundennachfrageist und welches Marktpotenzial ein Geschäftsmodell hat, wird bereits im Rahmen des Workshops ermittelt, nicht erst hinterher. Zum Abschluss pitchen die Teilnehmenden ihre Ideen vor einer Jury, an der üblicherweise die Vorstände oder auch Geschäftsführungen der etablierten Unternehmen beteiligt sind.

Mit etwa 40 Workshops seit Mitte 2017 und etwa 1.000 Teilnehmenden sowie über 20 beteiligten Unternehmen ist das Interesse an der Veranstaltung sehr groß. Die Studierenden haben die Chance, echte Challenges aus der Industrie zu bearbeiten, Kontakte zu erfolgreichen Unternehmen zu knüpfen und erste Schritte in Richtung eines Corporate Start-ups mit signifikanter Verantwortung zu gehen.

„Die Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitsweisen, sondern krempelt ganze Branchen um. Während Unternehmen früher die Konkurrenz permanent im Blick hatten, drängen im Zeitalter der Digitalisierung neue Akteure in den Markt, die mit disruptiven, meist digitalen Geschäftsmodellen die bisherigen Platzhirsche herausfordern. Diese neuen Marktteilnehmer sind häufig eben nicht diejenigen, die ein Marktteilnehmer typischerweise im Blick hatte, sondern vielmehr ganz neue Akteure.

Unsere Disrupt Workshops bieten Unternehmen daher eine Möglichkeit, den Blickwinkel zu ändern und über den Tellerrand zu schauen, so dass neue Marktchancen außerhalb des Kerngeschäfts mit agilen Methoden angegangen, schneller umgesetzt und potenzielle Wachstumsfelder identifiziert werden können. Ganz nach dem Motto: „Besser ich innoviere meine Branche selbst, als dass es ein anderer tut.“ Darüber hinaus machen unsere Formate gründungsinteressierte Studierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Unternehmen mit dem Karriereweg des ‚Entrepreneurs‘ bzw. der ‚Entrepreneurin‘ vertraut. So werden die Akteurinnen und Akteure ganz bewusst motiviert, ein eigenes Unternehmen zu gründen.“

Slawa Tomin, Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP)

Last but not least, möchte die Universität Paderborn mit dieser Workshopreihe dazu beitragen, die Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) als Start-up-Hotspot zu etablieren, indem sie die Pluspunkte der Region – starker Mittelstand und eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas – nutzt und mittelständische Unternehmen und gründungsinteressierte Studierende zusammenführt. Neben Berlin, München oder Hamburg soll OWL in Zukunft zur ersten Wahl für Gründende werden, wenn es um B2B-Geschäftsmodelle geht.

Entrepreneur in Residence

Beim Programm „Entrepreneur in Residence“ werden Studierende als Gründerin oder Gründer in einem Unternehmen angestellt. Ziel ist es, gemeinsam Marktchancen außerhalb des Kerngeschäftes auf die Spur zu bekommen und aus dem Unternehmen heraus ein Start-up zu gründen.

Das Format zeigt Studierenden damit einen alternativen Karriereweg auf und rückt das unternehmerische Handeln in den Vordergrund. Das jeweilige Unternehmen sorgt dabei für die notwendige Startfinanzierung. Auf diese Weise leisten regionale Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) einen signifikanten Beitrag zum Aufbau eines bundesweiten Start-up-Ökosystems.

„Während junge Start-ups mit hippen Büroräumlichkeiten, Home-Office-Anstellungen und flachen Hierarchien werben, müssen mittelständische und große Unternehmen einen Weg finden, weiterhin die besten Köpfe anzuziehen. Und genau hier setzt das Programm ‚Entrepreneur in Residence‘ an. Mit der vorübergehenden Beschäftigung angehender ‚Entrepreneurinnen‘ und ‚Entrepreneure’, die im Unterschied zum ‚klassischen‘ Angestellten schnell und eigenständig sowohl ungewöhnliche als auch risikobehaftete Wege gehen, wird sozusagen ‚Unternehmertum im Unternehmen‘ etabliert. Es entstehen Corporate Start-ups, die neue und außerhalb des Kerngeschäfts liegende Marktchancen validieren. Zeitgleich profitieren Studierende davon, sich unternehmerisch auszuprobieren, ohne dabei das komplette finanzielle Risiko zu tragen. Sie greifen darüber hinaus auf langjährige Industrieexpertise der Unternehmen zu.“

Slawa Tomin, Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP)

Sie profitieren aber auch von „Entrepreneur in Residence“. Die „Jungen Wilden“ hinterfragen Bestehendes und treiben dabei die Transformation und Digitalisierung des Unternehmens voran. Dadurch können Marktopportunitäten ergriffen werden, die ansonsten im Tagesgeschäft untergehen würden.

Seit 2017 haben über 40 Studierende die Chance bekommen, sich gemeinsam mit 10 regionalen Unternehmen auf die unternehmerische Reise zu begeben, neue Märkte zu explorieren und zu validieren. Diese einzigartige Chance eröffnet jungen Studierenden einen alternativen Karriereweg, bei dem regionale Unternehmen gemeinsam mit ihnen in einer schnelllebigen Innovationswelt bestehen können.

Tipp:

Lesen Sie mehr dazu in der Broschüre „Hochschulen in Nordrhein-Westfalen: Keimzellen für innovative Start-ups“ (PDF, 7 MB)

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