„Der Transfer- und Gründungsbereich wird in Zukunft unabhängig von externer Förderung sein und dauerhaft fortgeführt. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Ronald Kriedel blickt lachend in die Kamera
© CET Centrum für Entrepreneurship & Transfer

Der Gründungsgeist hat an der TU Dortmund einen festen Platz. Das wird auch so bleiben, wenn die Förderung durch die Landesinitiative „Exzellenz Start-up Center.NRW“ ausläuft. Denn das Rektorat der Universität hat bereits beschlossen, alle gründungsunterstützenden Angebote, die sich bewährt haben, fortzuführen. Die Weichen dafür hat die TU Dortmund bereits gestellt. Wie die aussehen, erläutert Dr. Ronald Kriedel, Geschäftsführer des CET Centrum für Entrepreneurship & Transfer, im folgenden Interview.

Herr Dr. Kriedel, mit Hilfe der Landesinitiative Exzellenz Start-up Center.NRW konnte das CET an der TU Dortmund seine Angebote massiv ausbauen. Ende 2025 läuft das Programm aus. Steht bereits fest, welche der Angebote über den Förderzeitraum hinaus fortgeführt werden?

Dr. Kriedel: Das ist relativ einfach zu beantworten: Alle! Natürlich gibt es auch Projekte, die sich im Verlauf des Programms als nicht so sinnvoll erwiesen haben. Durch die Förderung hatten wir ja die Möglichkeit, dass wir sehr viele neue Ansätze testen konnten. Aber alle Angebote, die sich bewährt haben – und das sind die meisten – werden auch fortgeführt.

Wir werden damit weiterhin alle relevanten Zielgruppen adressieren können, seien es Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren oder auch die Verwaltung. Unsere Studierenden werden zum Beispiel auch zukünftig ihre Gründungsideen mit Hilfe des Selbstlernprogramms cetup.ID und dem dazugehörigen Feedback validieren können. Unsere Programme im Graduiertenzentrum bieten spezielle Workshops zu unternehmerischem Denken und Handeln für angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen an. Und an den Lehrstühlen werden wir weiterhin Veranstaltungen zu Förderprogrammen durchführen sowie IP-Prozesse begleiten.

 Und wie sieht es mit dem Personal am CET aus? Wie viele Stellen bleiben erhalten?

Dr. Kriedel: Vor Beginn der ESC-Förderung hatte das CET drei Mitarbeitende. Während der ESC-Förderung waren zeitweise 35 Personen plus Hilfskräfte dort beschäftigt. Nach Abschluss der ESC-Förderung werden 15 Vollzeitstellen in der Transfer- und Gründungsförderung verstetigt sein. Damit können wir die neu entstandenen Angebote gut weiter betreiben.

Daran schließt sich direkt die nächste Frage an: Wie sieht es zukünftig mit der Finanzierung der Stellen aus?

Dr. Kriedel: Die Finanzierung des CET ist gesichert. Grundlage dafür ist der im vergangenen Jahr gefasste Rektoratsbeschluss. Demnach wird der Gründungs- und Transferbereich so aufgestellt, dass er von externer Förderung unabhängig ist und langfristig weitergeführt werden kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein klares Commitment unseres Rektors Professor Manfred Bayer und der Pro-Rektorinnen und -Rektoren, den Wissens- und Technologietransfer durch Ausgründungen als dritte Säule neben Forschung und Lehre an der TU Dortmund zu etablieren.

Das bedeutet, die oben genannten 15 Stellen werden über Haushaltsmittel der TU Dortmund finanziert. Hinzu kommt ein Sachmittelbudget, mit dem wir zum Beispiel den MakerSpace, den CoWorkingSpace oder auch den DataSpace weiter betreiben können. Hierfür steht uns eine Fläche von über 600 qm für Büros und Gründungsveranstaltungen zur Verfügung. Natürlich werden wir darüber hinaus Drittmittelprojekte akquirieren, um weitere Projekte und Personalstellen zu finanzieren.

Eine Frage noch zu den Maßnahmen, die sich nicht bewährt haben und daher nicht fortgeführt werden. Um welche handelt es sich?

Dr. Kriedel: Eines der größten Learnings war, dass sich der Aufbau von Strukturen innerhalb der Universität im Rahmen des Exzellenz Start-up Center.NRW als erfolgversprechender herausgestellt hat. Deshalb haben wir das Projekt nach der ersten Phase neu ausgerichtet. Wir sind zunächst mit einem auf das gesamte Gründungsökosystem ausgerichteten Konzept gestartet. Das bedeutet, dass wir Angebote für Partner und Start-ups aus der Region geschaffen haben. Das hat sich als wenig zielführend herausgestellt. Zum einen, weil die Maßnahmen zu sehr in die Strukturen der beteiligten Partner eingegriffen hätten, zum anderen aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen der regionalen Akteure. Zudem stellte sich heraus, dass die räumliche Distanz und die administrative Komplexität die Umsetzung erheblich erschwerten. Deshalb haben wir uns entschieden, uns stärker auf den Aufbau und die Stärkung unserer eigenen Strukturen innerhalb der Universität zu konzentrieren und unseren Fokus darauf zu legen, Start-ups aus der Wissenschaft auf den Weg zu bringen.

Nicht beendet, aber neu aufgestellt haben wir uns beim Technologiescouting. Ursprünglich waren wir davon ausgegangen, dass unsere Scouts vor allem Fachexpertise mitbringen müssen, um mit den jeweiligen Fakultätsangehörigen auf Augenhöhe zu sprechen. Wir haben aber gemerkt, dass die Forschenden weniger an einem fachlichen Austausch interessiert sind, – der aufgrund der rasanten Entwicklung in den Fachgebieten ohnehin nicht immer auf Augenhöhe stattfinden kann – sondern vor allem wissen möchten, wie sie mit Hilfe von Drittmitteln bzw. Fördermitteln ihre Forschungsideen in marktreife Anwendungen umsetzen können. Das bedeutet, wir benötigen vor allem Scouts, die Expertinnen und Experten im Förderrecht und im unternehmerischen Denken und Handeln sind.

Das Thema Gründung ist an der TU Dortmund also fest verankert?

Dr. Kriedel: Auf jeden Fall. Das machen auch die folgenden drei Punkte deutlich: Erstens: Bereits im Jahr 2017 wurde entschieden, dass das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) in eine zentrale Betriebseinheit der TU Dortmund überführt wird. Das CET besitzt also denselben Status wie die Uni-Bibliothek oder das ITMC, das IT & Medien Centrum, und ist damit dauerhaft in die universitären Strukturen eingebunden. Zweitens: An unserer Transferstrategie haben fakultätsübergreifend Professorinnen und Professoren mitgewirkt. Damit erkennen sie an, dass Ausgründungen ein wichtiges Instrument des Wissenstransfers sind. Drittens: Unser Transferbeirat besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der 17 Fakultäten. Er hat u.a. die Aufgabe, in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen zu beraten. Damit haben wir das Thema Transfer in den Fakultäten platziert und zudem ein Sprachrohr in beide Richtungen installiert.

Die hohe Bedeutung des Themas hängt wohl auch mit den vergleichsweise hohen Gründungszahlen zusammen, oder?

Dr. Kriedel: Die Zahl der Ausgründungen hat sich in den letzten Jahren insbesondere in den Fakultäten für Maschinenbau, Informatik, Architektur und Bauingenieurwesen tatsächlich leicht erhöht, was ja vor dem Hintergrund des bundesweiten Abwärtstrends schon ein ziemlicher Erfolg ist. Insofern bewegen wir uns gemeinsam mit den anderen Exzellenz Start-up Centern gegen den Trend. Die Zahl der Gründungen ist natürlich ein wichtiger Indikator, um die Erfolge der Gründungsunterstützung auf dem Campus zu messen. Ein weiterer Erfolg ist meines Erachtens aber auch der Umstand, dass so gut wie alle unserer Absolventinnen und Absolventen inzwischen ein sehr ausgeprägtes unternehmerisches Mindset haben. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie nach dem Studium ein Unternehmen gründen. Viele entscheiden sich erst einmal für eine Angestelltentätigkeit und möchten Berufserfahrungen sammeln. Uns ist allerdings aufgefallen, dass Einige zu einem späteren Zeitpunkt den Weg in Richtung unternehmerische Selbstständigkeit einschlagen. Ich denke, da werden sich in den nächsten Jahren noch deutlichere Effekte ergeben. Das möchten wir natürlich im Auge behalten, so dass wir zukünftig daran arbeiten werden, den Kontakt zu den Alumni langfristig zu halten.

Die TU Dortmund hat sich auch erfolgreich für den Wettbewerb „Startup Factories“ des Bundeswirtschaftsministeriums beworben und befindet sich jetzt in der Konzeptphase. Dadurch ergeben sich womöglich zusätzliche Chancen für die Gründungsförderung?

Dr. Kriedel: Man muss hier unterscheiden. Die Aktivitäten des CET beziehen sich auf die Sensibilisierung und Gründungsunterstützung auf dem Campus. Das Programm „Startup Factories“ setzt später an, wenn die Gründungsteams mit ihren Start-ups kurz vor dem Markteintritt stehen. Das heißt, dort, wo die Unterstützung der Universitäten endet, beginnt das Programm Startup Factories. Sollte also unser Konzept Startup Factory RUHR im nächsten Schritt des Leuchtturmwettbewerbs tatsächlich ausgewählt werden, würden wir gemeinsam mit der Universitätsallianz Ruhr, der RAG-Stiftung und dem Gründungszentrum BRYCK den Gründungsteams bzw. den jungen Unternehmen dabei helfen, noch schneller in den Markt einzutreten.

Zu guter Letzt: Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Dr. Kriedel: Eine große Veränderung betrifft die räumliche Nähe. Aktuell befindet sich das CET im Gebäude des TechnologieZentrums Dortmund, auf der anderen Straßenseite vom TU Campus. Wir möchten jetzt aber noch stärker in die Fakultäten hineinwirken. Dafür bekommen wir zwei größere Flächen auf dem Campus Nord und dem Campus Süd, wo unsere Beraterinnen und Berater ihre Büros einrichten werden. Im TechnologieZentrum wird es aber auch weiterhin eine Anlaufstelle geben.

Außerdem werden wir unsere Programme nachjustieren und mit dem Transferbeirat und den Forschenden noch einmal intensiver abstimmen. Wir werden dafür noch enger mit den Lehrstühlen kooperieren. Aktuell gibt es bereits eine Ringvorlesung und ein Entrepreneurship-Zertifikat für Studierende aller Fakultäten. Diese Angebote lassen sich noch zielgruppengerechter ausgestalten und ausbauen.

 Was wir uns auf Anregung unseres Transferbeirats auch auf die Fahnen geschrieben haben, ist eine stärkere Berücksichtigung des jeweils fakultätsspezifischen Jargons. Wenn Sie zum Beispiel gegenüber Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern von Scouting oder Ideenevaluierung sprechen, treffen Sie dort eher auf Unverständnis. Das wollen wir ändern. Dazu gehört auch, dass wir zukünftig nicht nur mit Transferscouts arbeiten, sondern in jeder Fakultät auch einen Key Account mit einer Person einrichten, die jeweils für die gesamte Fakultät für die Themen Transfer und Entrepreneurship zuständig ist und an uns weiterlotst.

Stand: Juli 2024

Exzellenz Start-up Center.NRW fördert das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) an der TU Dortmund.