„Wir freuen uns sehr, dass das Rektorat der Uni Köln zugesagt hat, die Gründungs-Infrastruktur inklusive der Personalstellen dauerhaft zu finanzieren.“

Marc Kley
© Fabian Stürtz

Seit 2019 fördert die Landesregierung NRW das Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln. Die Angebote für Gründungsinteressierte und Start-ups haben damit an Vielfalt, Intensität und Sichtbarkeit enorm zugenommen. Marc Kley, Geschäftsführender Direktor beim Gateway Exzellenz Start-up Center, bietet im folgenden Interview einen Einblick in dessen zahlreiche Aktivitäten und Erfolge.

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Herr Kley, warum spielen Unternehmensgründungen an der Uni Köln eigentlich eine so wichtige Rolle?

Kley: Unternehmensgründungen bieten eine gute Möglichkeit, Ergebnisse aus der Forschung in die Praxis zu überführen. Sie sind insofern ein wichtiges Instrument des Wissens- und Forschungstransfers. Da die Uni Köln über ein sehr breites Forschungsspektrum verfügt, geht damit auch ein sehr großes Gründungspotential einher. Wir erschließen dieses Potential, indem wir gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Hochschule sowohl Forschende als auch Studierende dafür sensibilisieren und sie dabei unterstützen, ihre Ideen zu vielversprechenden Produkten weiterzuentwickeln.

Das Thema Existenzgründung bzw. Entrepreneurship hat an Universitäten lange Zeit ein Schattendasein geführt. Davon ist heutzutage nicht mehr die Rede, oder?

Kley: Nein, im Gegenteil. An der Universität zu Köln gibt es schon seit 2014 mehrere Rektoratsbeschlüsse, die die Bedeutung des Themas unterstreichen. In der Folge wurde nicht nur das Gateway gegründet, sondern auch ein Gebäude gemietet, um dort Studierende, Absolventinnen und Absolventen bei ihren Gründungsvorhaben zu betreuen. Seit Juni 2023 hat die Universität zu Köln nun mit dem InnoDom Cologne ein eigenes Innovations- und Gründungszentrum. Neben dem Gateway siedeln sich hier auch junge Unternehmen sowie Partner aus dem Start-up Ökosystem an.

Und werden die Angebote genutzt? Oder wie sieht es mit dem Interesse am Thema Gründung von Seiten der Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus?

Kley: Das Thema hat bei den Studierenden schon immer einen recht hohen Stellenwert gehabt. Bereits vor der Gründung des Gateway gab es studentische Gründungsinitiativen, die sich damit beschäftigt haben. Das waren vor allem Studierende aus der WiSo-Fakultät, die dann zum Beispiel Gründungsabende angeboten haben, an denen sich Interessierte mit Start-ups und Gleichgesinnten austauschen konnten. Inzwischen nehmen Gründungsinteressierte aller Fakultäten und verschiedener Kölner Hochschulen an den Gründungsabenden teil. Als dann mit Gründung des Gateway erstmals ein Inkubator mit Büroplätzen für Gründerinnen und Gründer errichtet wurde, war das Interesse groß. Mit der Förderung durch die Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW ist es uns seit 2019 dann gelungen, unser Angebot insgesamt deutlich auszubauen und unser Team auf über 40 Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und zusätzliche Unterstützer zu erweitern. Dazu gehören zum Beispiel unsere Transfer Scouts in den Fakultäten.

Welche Aufgabe haben die Transfer Scouts?

Kley: Dabei handelt es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den einzelnen Fakultäten, die mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht nur fachlich auf Augenhöhe sprechen können, sondern sie dabei auch für eine Unternehmensgründung sensibilisieren. Das hat tatsächlich sehr dazu beigetragen, dass heute mehr als bisher in den Forschungsprojekten an der Hochschule über Transfer und Gründung nachgedacht wird und letztlich auch Förderprogramme, wie zum Beispiel GO-Bio oder EXIST-Forschungstransfer in Anspruch genommen werden.

Gibt es Fakultäten oder Fachbereiche, die ein besonders großes Interesse am Thema Gründung haben?

Kley: Über alle Fachbereiche hinweg gibt es spannende Projekte. So gibt es zum Beispiel in den Humanwissenschaften im Bereich Rehabilitation, in der Medizin und den Naturwissenschaften innovative Vorhaben für den Gesundheitsbereich. An der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät und der Philosophischen Fakultät sind Nachhaltigkeitsthemen stark. Ein deutlicher Trend zeichnet sich auch in Richtung Legal Tech ab. Dazu gehört zum Beispiel die Automatisierung von rechtlichen Dienstleistungen, wie die Abfassung von Schadenersatzforderungen. Es hat uns überrascht, wie groß das Interesse der Juristischen Fakultät an unseren Angeboten ist und wie zahlreich deren Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unseren Veranstaltungen vertreten sind.

Worauf führen Sie dieses Interesse zurück? Kommt das von außen oder ist das eher den zahlreichen Aktivitäten des Gateway zu verdanken?

Kley: Ich denke, es ist beides. Natürlich ist das Thema seit einigen Jahren ziemlich en vogue. Es wird sehr viel darüber berichtet. Aber es wird auch an der Uni sehr stark getriggert, nicht zuletzt durch das Gateway. Wir agieren ja im Verbund mit der Technischen Hochschule Köln, der Sporthochschule Köln und der Rheinischen Fachhochschule Köln unter dem gemeinsamen Label „Gateway“, so dass wir verschiedene Zielgruppen sehr gut erreichen können. Außerdem werden die zahlreichen Aktivitäten von der Kommunikationsabteilung der Uni intensiv begleitet.

Ein wichtiger Grund dafür, warum das Thema Gründung auf dem Campus so präsent ist, sind sicher auch unsere Angebote für die Lehre. Inzwischen gibt es grundständige Angebote in den Bachelor- als auch Masterstudiengängen aller Fakultäten, so dass sich die Studierenden frühzeitig mit dem Thema Unternehmertum auseinandersetzen können. Im Sommersemester 2023 haben wir erstmalig auch eine Ringvorlesung „Beyond the Lemonade Stand“ angeboten, die die Grundlagen einer Unternehmensgründung vermittelt. Auch die wurde sehr gut besucht. Dank der Mittel aus der Initiative Exzellenz Start-up Center.NRW hatten wir zudem die Gelegenheit, neun sogenannte „gründungsaffine Professuren“ in verschiedenen Fakultäten einzurichten.

Was genau steckt dahinter?

Kley: Wir differenzieren zum einen zwischen Gründungsprofessuren, die Entrepreneurship lehren und die Begriffe Entrepreneurship und Innovationsmanagement in der Lehrstuhlbezeichnung tragen. Zum anderen haben wir sogenannte „gründungsaffine Professuren“ in der Medizinischen Fakultät, in den Humanwissenschaften sowie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dabei stehen die fachlichen Inhalte im Vordergrund, allerdings wird da, wo es sich anbietet, auch immer ein Bezug zum Thema Gründung und Unternehmertum hergestellt. Es geht also immer wieder um die Frage, wie der Transfer von Forschungsergebnissen über die Gründung eines Unternehmens gelingen kann.

Gibt es Angebote, die Ihrer Ansicht nach überdurchschnittlich erfolgreich sind?

Kley: Neben der bereits genannten Infrastruktur für Gründerinnen und Gründer sowie den Transfer Scouts, würde ich auf jeden Fall den Ideenwettbewerb „Startup Your Idea Contest“ nennen, den wir in diesem Jahr bereits zum dritten Mal durchgeführt haben. Allein in der letzten Wettbewerbsrunde wurden 50 Bewerbungen mit wirklich guten Ideen eingereicht. Was uns außerdem besonders gefreut hat, war das große Interesse an der finalen Pitchveranstaltung. Über 350 Besucherinnen und Besucher haben mit den Teams auf der Bühne mitgefiebert und waren ganz begeistert. Aufgrund der großen Resonanz haben wir daher beschlossen, in Kürze einen weiteren Wettbewerb zu starten: den „C3-Gründungswettbewerb“, bei dem die Gewinnerteams ein Platz in unserem Akzelerator und womöglich ein Investmentangebot erwartet.

Eine klare Kennzahl für den Erfolg der vielen Aktivitäten ist letztlich die Zahl der Start-ups, die mit Unterstützung des Gateway gegründet wurden. Wie sieht es damit aus?

Kley: Bei den Gründungszahlen haben wir eine stetig wachsende Kurve. Allein in 2022 sind 22 Start-ups aus der Uni Köln hervorgegangen. Das wird in den Folgejahren weiter zunehmen. Ich möchte den Erfolg aber nicht nur anhand der Gründungszahlen messen. Die Tatsache, dass die vielen Maßnahmen, die wir im Rahmen der Exzellenz-Start-up-Center.NRW-Förderug auf den Weg gebracht haben, so gut angenommen werden, ist ein mindestens ebenso großer Erfolg. Genauso wie der Gateway Förderverein, den wir im April 2022 ins Leben gerufen haben und der jetzt schon 15 Mitglieder hat. Dazu gehören Institutionen aus der Kölner Wirtschaft, etablierte Unternehmen und auch Start-ups, die wir in den letzten Jahren begleitet haben. Dieses Interesse an unserer Arbeit und an unseren Themen motiviert uns sehr und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Bei dem riesigen Angebot fragt man sich eigentlich, ob überhaupt noch etwas auf der Agenda steht.

Kley: Natürlich kann man immer noch mehr machen. Die Verstetigung der verschiedenen Maßnahmen über die Förderung hinaus ist natürlich ein wichtiges Thema. Wir freuen uns daher sehr, dass das Rektorat der Uni Köln zugesagt hat, die Gründungs-Infrastruktur inklusive der Personalstellen dauerhaft zu finanzieren.

Das wollen wir als Basis dafür nehmen, zusammen mit dem Gateway Förderverein das Thema Gründung und Transfer im Verbund mit den drei anderen Hochschulen weiterzuentwickeln. In dem Zusammenhang werden wir uns auch an dem Leuchtturmwettbewerb Startup Factories des Bundeswirtschaftsministeriums beteiligen.

Ein weiteres Thema ist die Internationalisierung bzw. die Vernetzung mit gründungsaffinen Hochschulen in den Beneluxländern, in Österreich, in Finnland oder auch in Afrika. Für die Startup Factory spielt das Thema Skalierung eine zentrale Rolle. Bisher legen wir den Schwerpunkt ja eher auf die Gründungsphase: auf die Ideenentwicklung, die Gründung, den Markeintritt. Aber die Wachstumsphase ist für die jungen Unternehmen natürlich auch eine große Herausforderung. Die wollen wir zukünftig intensiver begleiten.

Weitere Informationen:

Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln

Gateway Förderverein

EXIST-Forschungstransfer

 BMBF: GO-Bio

BMWK-Leuchtturmwettbewerb Startup Factories

 Stand: August 2023