„Meine Haupterwartung ist, mit Menschen zu tun zu haben, die zuhören können und meine Ratschläge reflektieren.“
Sich von erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern unter die Arme greifen lassen. Etwas Besseres kann angehenden Start-up-Teams kaum passieren. Kein Wunder, dass das CET - Centrum für Entrepreneurship & Transfer an der Technischen Universität Dortmund in seinem Inkubator cetup.INNOLAB genau auf dieses Erfolgsmodell setzt. Gründungsteams können dort ihr Geschäftsmodell bis zur Marktreife entwickeln - gemeinsam mit den Coaches des CET sowie Mentorinnen und Mentoren aus der Wirtschaft. Einer von ihnen ist Thorsten Fluck. Wir haben ihn gefragt, warum er sich als Mentor engagiert und welche Erfahrungen er dabei gemacht hat.
Herr Fluck, Sie engagieren sich als Mentor für Start-ups. Was treibt Sie an?
Fluck: Ich habe in meinem etwa 25-jährigen Berufsleben viele Facetten des Wirtschaftslebens kennengelernt – als Angestellter, Manager, Unternehmensberater, aber auch als Gründer mehrerer Unternehmen. Ich weiß daher, auf welche Erfolgsfaktoren es ankommt und mit welchen Fallstricken man rechnen muss.
Irgendwann haben mich dann Freunde und Bekannte, die sich selbständig machen wollten, gefragt, wie man so eine Unternehmensgründung anpackt. Wie sieht das mit den Formalia aus? Worauf muss man generell achten? Wie stellt man fest, ob man mit der Idee Geld verdienen kann? Da habe ich gemerkt, dass es mir einfach viel Freude bereitet, Gründerinnen und Gründern bei ihren ersten Schritten zum eigenen Unternehmen zur Seite zu stehen. Interessante Menschen und deren Geschäftsideen kennenzulernen ist einfach eine spannende Sache.
Und wie kam der Kontakt zur TU Dortmund zustande?
Fluck: Das war eher zufällig. Ein Gründungsteam an der TU Dortmund hatte über gemeinsame Bekannte den Tipp bekommen, sich an mich zu wenden. Die jungen Leute brauchten jemanden, mit dem sie ein paar grundsätzliche Gründungsthemen besprechen konnten. Das Team nahm damals an einem Start-up-Programm der TU-Dortmund teil und hat mich dann nach unserem ersten Gespräch gefragt, ob ich nicht im Rahmen dieses Programms ihr offizieller Mentor werden möchte.
Das war das cetup.INNOLAB an der TU Dortmund?
Fluck: Genau. Ich habe dann die beiden sympathischen Kollegen vom Innolab kennengelernt, fand das Programm auch ganz vernünftig und bin dort schließlich „offiziell“ als Mentor registriert worden.
cetup.INNOLAB: Der Inkubator für junge Start-ups
Das cetup.INNOLAB der TU Dortmund unterstützt mit seinem Partnernetzwerk, darunter die Wirtschaftsförderung Dortmund, angehende Start-ups aus der Region. Die Teams entwickeln über einen Zeitraum von 16 Wochen gemeinsam mit Mentorinnen und Mentoren aus der Wirtschaft und dem Coachingteam des Centrums für Entrepreneurship & Transfer ihr Geschäftsmodell zur Marktreife. Das CET greift dabei auf einen Pool von etwa 50 bis 60 Mentorinnen und Mentoren zurück, die im Rahmen von Vorgesprächen mit den jeweiligen Teams gematcht werden. Das angeschlossene Netzwerk bietet außerdem Zugang zu zahlreichen Unternehmen aus der Region. Teilnehmen können sowohl noch nicht gegründete Teams als auch gegründete Start-ups, deren Gründung höchstens drei Jahre zurückliegt.
Wie schaffen Sie es, Ihre Mentorentätigkeit mit Ihrer beruflichen Arbeit unter einen Hut zu bringen? Sie selbst sind Geschäftsführer, haben also nicht gerade wenig zu tun.
Fluck: Das stimmt schon. Ich bin einer der Geschäftsführer der Mobilezone Deutschland GmbH, einer Tochter der Mobilezone AG. Darüber hinaus habe ich aktuell einen Aufsichtsratsposten und bin Inhaber mehrerer kleinerer Unternehmen. Aber als Mentor arbeitet man ja nicht aktiv im operativen Geschäft mit. Vielmehr treffe ich mich mit den Teams in regelmäßigen Abständen, um aus der Helikopterperspektive die Entwicklung des Unternehmens zu durchleuchten und die nächsten Schritte zu priorisieren. Das findet häufig in entspannter Atmosphäre statt, zum Beispiel bei mir im Garten auf der Terrasse beim gemütlichen Kaffee und hinterher beim Grillen. Ich finde es wichtig, die jungen Unternehmer so ein bisschen aus dem Alltagsstress rauszuziehen. Das Mentoring soll ja keinen zusätzlichen Stress bedeuten.
Eine weitere Aufgabe ist es, die Gründungsteams mit hilfreichen Ansprechpartnern wie Finanzierungsfachleuten, ITlern oder kreativen Köpfen fürs Marketing zu vernetzen. Je nachdem, was benötigt wird. Alles in allem investiere ich dafür im Monat etwa vier bis acht Arbeitsstunden. Das ist also überschaubar.
Gibt es typische Fragen von Seiten der Teams, mit denen Sie immer wieder zu tun haben?
Fluck: Ich betreue meist Teams, die keinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und auch relativ wenig Berufserfahrung haben. Das sind dann teilweise Ingenieurinnen und Ingenieure oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine Lösung für ein ganz konkretes Problem haben. Da gibt es drei typische Fragen: 1. Wie baue ich ein Unternehmen auf? 2. Wie verkaufe ich mein Produkt bzw. wie entwickle ich eine Vertriebs- und Marketingstrategie? Und drittens: Wie können wir unsere tägliche Arbeit priorisieren und strukturieren? Gerade Ingenieurinnen oder Ingenieure entwickeln ihr Produkt ja gerne immer weiter bis zum St. Nimmerleinstag. Da muss man dann einfach sagen: „Ihr müsst jetzt mal einen Schlussstrich ziehen. Das ist Euer minimal viable Product. Damit könnt Ihr an den Markt gehen.“ Eines meiner Lieblingsbeispiele ist in dem Zusammenhang immer das iPhone. Wenn sich die Apple-Entwickler das Ziel gesetzt hätten, das iPhone bis zur Perfektion zu entwickeln, gäbe es heute nicht das iPhone 13. Warum? Weil das iPhone 1 immer noch nicht auf dem Markt wäre.
Haben Sie denn bestimmte Erwartungen an Ihre Tätigkeit als Mentor? Sie sagten, es mache Ihnen Spaß. Aber haben Sie darüber hinaus Erwartungen?
Fluck: Meine Haupterwartung ist tatsächlich, mit Menschen zu tun zu haben, die zuhören können und meine Ratschläge reflektieren. Das bedeutet nicht, dass sie all das blind umsetzen sollen, was ich Ihnen rate, aber ich freue mich, wenn die jungen Unternehmerinnen oder Unternehmer sagen: „Der hat mit mir heute eine Stunde über ein bestimmtes Thema gesprochen, hat mir Denkanstöße gegeben und dabei habe ich für mich einiges rausgefiltert, was ich umsetzen kann.“ Letztens ging es beispielsweise um das Thema Gesellschafterstrukturierung. Da wurde ich gefragt, ob das Team neue Partner aufnehmen kann und ob die alle Gesellschafter werden müssen. Darüber haben wir uns sehr lange unterhalten. Und wenn ich dann höre, dass das Team beim Anwalt war und ihnen meine Empfehlungen bei dem Gespräch sehr geholfen haben, freue ich mich natürlich. Mehr Erwartungen habe ich nicht.
Tauschen Sie sich mit der Gründungsberatung der TU Dortmund regelmäßig aus?
Fluck: Im Rahmen des Innolab-Programms, ja. Da gibt es Stammtische, Präsentationen und Workshops für Mentorinnen und Mentoren. Das läuft alles sehr gut, deshalb bin ich bei der nächsten Runde auch gerne wieder als Mentor mit dabei.
Stand: Oktober 2021
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